Kleiner DDR-Grenzturm

Sonntagstour mit Linde, Tagebau und Grenzdenkmal

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Rote Frühlingsblüten
Blütenpracht

Pauli bloggt über die Heimat zwischen Wolfenbüttel und Magdeburg

Gestern haben wir mit Verwandten einen 75. Geburtstag gefeiert. Wie das öfter so ist, wird es später und so haben wir in Wolfenbüttel geschlafen. Gut gefrühstückt sind wir heute wieder nach Hause gefahren. Weil das Wetter so schön ist, haben wir dabei noch eine Sonntagstour gemacht. Was das mit einer Linde, einem Tagebau und der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zu tun hat, darüber möchte ich Euch gern berichten.

Eine Linde für die Liebe

Unsere erste Station auf der Sonntagstour ist das malerische Örtchen Lucklum, westlich des Höhenzugs Elm. Dort gibt es ein über 1.000 Jahres altes Rittergut, zum dem auch eine mächtige Lindenallee einst gehörte. Nun waren die Linden nicht mehr standfest und die Allee arg verwildert, als man sich vor Ort überlegte, kräftig Hand anzulegen. Bei der Umgestaltung wurden wieder genau so viele neue Linden gepflanzt, wie einst alte dort standen.

Das besondere an dieser Neugestaltung ist, dass sich jede/r als Pate einer Linde einbringen konnte. So hat mein Herrchen meinem Frauchen nachträglich zur Hochzeit einen Lindenbaum mit der Inschrift

„Kerstin und Björn – 18. Juni 2016 bis unendlich“

Inschrift auf der Tafel an der Linde

geschenkt. Bei der Einweihung letzten Sommer durfte ich natürlich dabei sein und heute haben wir unser Bäumchen mal wieder besucht. Eine grossartige Gassi-Ecke sage ich Euch!

Durch den Elm zum Tagebau Schöningen

Beschwingt durch die schönen Sonnenstrahlen fahren meine Menschen nicht Richtung Autobahn, sondern steuern auf unserer Sonntagstour direkt durch das liebliche Reitlingstal im Elm in Richtung Schöningen. Damit fahren wir quasi „landeinwärts“ in Richtung Magdeburg weiter. Vorbei an der wunderbaren Ausflugsgaststätte im Reitlingstal (ein absolutes Muss, wenn Ihr hier seid!), denn leider hält das Frühstück noch zu gut an. Am Tetzelstein biegen wir Richtung Schöningen ab. An diesem Stein haben einst die Protestanten den Katholiken gezeigt, wo der Hammer hängt (oder so, lest mal selber nach, ist spannend).

Der Torii-Tower, hier ein Vergleichbild einer anderen Anlage, ist ein 1972 bei Gusborn im Landkreis Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen, errichteter 97 Meter hoher als Doppelturm ausgeführter Stahlfachwerkturm. Die Bauweise erinnert an ein Torii genanntes Tor in japanischen Tempeln.
Der Torii-Tower

Der kalte Krieg im Elm

Der Weg führt uns dabei auch an dem Gelände der ehemaligen „Torii Towers“ vorbei. Was es mit diesem Relikt des kalten Kriegs zu tun hat, das hat die Seite „Mein Schöningen“ gut aufbereitet und bebildert.

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Plötzlich stehen wir am Tagebau

Weiter geht unsere Sonntagstour vorbei am Forschungsmuseum Schöningen, das allein schon aufgrund seiner Architektur ein Hingucker ist. Dort findet Ihr steinzeitlichen Jagdwaffen (Speere), die hier bei Ausgrabungen im Tagebau gefunden worden sind. Durch diesen Fund musste die Menschheitsgeschichte mal flott um 50.000 Jahre vorverlegt werden. Schon krass, hier bei uns quasi „umme“ Ecke. Außerdem wurden jetzt auch Funde zur Säbelzahnkatze gemacht, aber als vernünftiger Mops kann ich mit den Viechern eh nix anfangen.

Blick in den Tagebau bei Schöningen
Tagebau

Auf einem kleinen Parkplatz in Sichtweite zum paläon halten wir und bestaunen die riesigen Ausmaße des Tagebaus. Dieser Tagebau ist seit 2016 nicht mehr in Betrieb. Ausgegraben wird aber noch. Künftig soll er als See geflutet werden. Da wimmelt es hier bestimmt deutlich mehr an Ausflüglern gegenüber heute.

Jetzt machen wir bei unserer Sonntagstour „rübber“ in den Osten

Nur wenige hundert Meter entfernt fließt die Schöninger Aue und trennt gleichzeitig Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Hätte es nicht das Grenzdenkmal Hötensleben, wäre das heute nicht wirklich spektakulär anzusehen. Bis November 1989 verlief an der selben Stelle die Grenze zwischen der BRD und der DDR, also zwischen West und Ost. Womit uns der kalte Krieg wieder eingeholt hat.

Infotafel am Grenzdenkmal in Hötensleben
Infotafel

Auch wenn wir in unserer Überschrift scherzhaft den Begriff „rübbermachen“ nutzen, so war früher die Bezeichnung dafür ganz offiziell „Republikflucht“ und fand von Ost nach West statt, nicht umgekehrt. Wobei die meisten Versuche mit der Haft oder dem Tod teuer bezahlt wurden. Das hatte dann gar nichts von einer Sonntagstour.

Da das Thema auch ein echter „downer“ sein kann und Ihr auf der Webseite des Grenzdenkmals alles gut nachlesen könnt, lassen wir noch ein paar Impressionen sprechen und hoffen, dass solche Orte uns alle mahnen, unsere Freiheit im vereinten Europa nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Bis bald,
Eure Pauli

Pauli die schwarze Mopshündin
Pauli